Donnerstag, 7. Mai 2009

und das tust du gut.

Ich fliege. Ich fliege durch einen Raum voller Spiegel und nur der Schlag meines Herzens ist zu hören.

Ich fliege. Ich fliege durch einen Raum voller Spiegel und nur das Pulsieren des Blutes ist zu fühlen.

Ich fliege. Ich fliege durch einen Raum voller Spiegel und nur der Gestank meiner Niederlage ist zu riechen.

Ich fliege. Ich fliege durch einen Raum voller Spiegel und nur das Ende der Zeit ist zu schmecken.

Auf einmal stoppe ich. Auf einmal dreh ich mich um und blicke zurück.

Links hinten, in diesem nach oben gerichteten Spiegel, seh ich mich als kleiner Junge. Ich seh mich als Zukunft, als hoffnungserfüllte Perspektive, die auf dem steilen Weg nach oben einer unaufhaltbaren Lawine gleicht. Keine Bremse in Sicht- und Reichweite, kein Stein auf diesem so scheinbar einfachen Weg. An das Licht am Ende vom Tunnel nichtmal einen Gedanken verschwendet.

Ein paar Meter weiter, dieser so runde Spiegel, wer konnte Ihn erschaffen. Ich fühl eine einzige Seele darin, die sich in einem schwachen Körper aufbäumt und voller Kraft sich selbst nicht kontrollieren kann. Ich fühle auf einmal mehr als den Sieg, es gesellt sich Einsamkeit und Schwäche dazu. In einem Traum fühlte ich das Licht nach mir greifen, doch noch hat der Wille gesiegt und noch stande ich aufrecht nach der täglichen Schlacht. Das Licht wurde mein täglicher Begleiter wie der Gevatter in Person.

Der Letzte aller Spiegel, ich kann Ihn riechen, ohne Ihn fühlen oder sehen zu müssen. Er ist direkt vor meinem kalten Anlitz, direkt vor meiner fliegenden Figur. Er zeigt mich aufbäumend, kämpfend, doch in der Unterzahl und er verströmt den Geruch der sicheren Niederlage. Ich kann es riechen, ich seh mich selbst darin, die Hände im Gesicht und der Rücken gebeugt. Der Hintergrund des Spiegels, nicht mehr als ein Licht am Ende des Tunnels zum Greifen nah.


Ich versuch mich umzudrehen, rennen, zu flüchten vor der Vergangenheit. Doch ich bin unfähig nur einen Meter zu fliegen, nur einen Meter zu wandeln, nur einen Tag zu überleben. Direkt vor mir, er strömt über alle Sinne, direkt vor mir real wie eine frische Wunde und doch unreal wie eine Foto-Montage. Der letzte aller Spiegel, er zeigt mich zweimal, er zeigt mich doppelt und trotzdem bin ich nur eines von Ihm. Einmal steh ich auf dem Boden, mein eigenes Messer im Rücken und trotzdem lauf ich weiter. Direkt auf den Abgrund zu und keiner weiß, was dann. Direkt daneben bin ich ein zweites Mal, mit der Siegesflagge in der Hand unmittelbar vor dem Thron, auf dem Götter sitzen. Ich laufe nicht, ich bin nur existent und voll Stärke erfühlt. Dominant und schön wie der Kaiser der Welt.


Dann verschwimmt alles, ich wache auf und mein Bett schwimmt auf einer Lache aus Schweiß. Ich zittere und weiß nicht, was ich machen soll. Es ist 03:47 Uhr und das Zimmer ist leer, leer außer mir und meinem eigenen Keuchen. War es eine Vision, war das mein Leben oder nur ein schwachsinniger Traum, gefüllt mit irrer Philosphie und den Alkoholresten von letzter Nacht? Ich trete an das Fenster und blicke nach oben in die Sterne. Sie blinken wie immer und ich weiß, noch ist nichts beendet. Noch kann ich das Messer nur im Badezimmerspiegel sehen und noch nicht im Rücken spüren. Noch hab ich die Krone nur auf Bildern auf und der Thron ist nur ein alter Stuhl am Esstisch.

Noch rieche ich den Spiegel und noch seh ich 2 Personen im Sternenstaub singen, noch lese ich über 2 Personen in meinem bereits vollendeten Tagebuch.

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